Gmund – Immer samstags zwischen 16 und 18 Uhr gehört die Turnhalle an der Gmunder Grundschule den Bogenschützen. Eine eher exotische Gruppe unter den vielen Sportlern im Landkreis Miesbach. Und dennoch hat die vor 17 Jahren gegründete Sparte, die sich einer der ältesten Sportarten überhaupt widmet, bereits knapp 50 aktive Fans. Sie kommen nicht nur aus Gmund, sondern auch aus Hausham oder Miesbach. Balthasar Gaisreiter hat die Sparte ins Leben gerufen. Thomas Haberle unterstützt ihn tatkräftig. Frauen und Männer, Mädchen und Buben machen mit, sie sind zwischen zehn und 75 Jahre alt. „Das ist ein Sport für Jung und Alt“, schwärmt Haberle, der zusammen mit Gaisreiter die Trainingseinheiten leitet.
Die Aufgabe ist schnell definiert: Der Pfeil muss in die Mitte der Zielscheibe – im konkreten Fall nicht ins Schwarze, sondern ins Gelbe. Haltung annehmen, Bogen spannen und los geht’s. Eine Entfernung von 18 Metern ist im Hallentraining während der Wintermonate möglich. „Bogenschießen senkt wunderbar den Stresslevel“, sagt Haberle. Nicht die körperliche Kraft sei für den Erfolg entscheidend, sondern die Körperspannung und eine Technik, die sich im Kopf abspiele. Er selbst habe erfahren, welch perfektes Mentaltraining der Bogensport darstelle. Interessenten seien gerne willkommen.
Im Sommer wird zusätzlich donnerstags trainiert. Dabei sind die Fans von Pfeil und Bogen durchaus bescheiden: Als Quartier dient ein alter Bauwagen am Sportplatz in Finsterwald, in dem auch die Übungsgeräte untergebracht sind.
Um das Training und überhaupt die Sparte noch attraktiver zu machen, wandte sich der Verein jetzt mit einer Anfrage an die Gemeinde: Anstelle des alten Bauwagens würden die Sportler gerne eine kleine Holzhütte mit einem Pultdach als Regenschutz aufstellen. Der aktuelle Standort mit Zielrichtung Turnhalle wäre ideal.
Warum dies nicht machbar ist, erklärte Bauamtsleiterin Christine Lang dem Ortsplanungsausschuss: Die Hütte läge zum einen in der ökologischen Ausgleichsfläche, die für den Bau der Realschule ausgewiesen wurde. Eine kleine Fläche für die Hütte herauszunehmen und an anderer Stelle auszuweisen, wie dies Franz von Preysing (CSU) zunächst vorschlug, könne nicht realisiert werden. Auch sei die Zielrichtung Turnhalle mit enormen Sicherheitsvorkehrungen verbunden.
Die Sportfreunde fügten eine Alternative ihrer Anfrage bei, die eher machbar scheint: eine Hütte nahe der Turnhalle mit Schießrichtung parallel zur Sportstätte. Schon aus Sicherheitsgründen entschieden sich alle am Ratstisch für diese Lösung. „Damit können wir die Entfernung der Zielscheiben auf 70 Meter vergrößern“, freut sich Haberle, der nun auch den Aufbau einer Liga-Mannschaft für möglich hält. „Wenn wir uns gut etabliert haben, können wir auch Turniere in Gmund organisieren.“