Skispinger Moritz Baer hat diesen Winter großer Ziele. Der 20-Jährige von den SF Gmund will sich im Continental Cup etablieren, für den Weltcup empfehlen und dann zur Vier-Schanzen-Tournee.
– Von der Vierschanzen-Tournee träumt jeder Skispringer. Auch Moritz Baer aus Gmund. Im Vergleich zur vergangenen Saison haben sich seine Chancen nun deutlich vergrößert. Bevor an eine Teilnahme aber nur zu denken ist, müssen im Vorfeld der Tournee die Ergebnisse stimmen. Den Grundstein legt der 20-Jährige bereits jetzt.
FIS-Cup und Alpencup sind für Baer mit der neuen Saison Geschichte – zum ersten Mal bestreitet er eine Saison ausschließlich im Herrenbereich und darf sich nun in den beiden höchsten Ligen beweisen: Continental Cup und Weltcup. Zudem gehört er inzwischen der Lehrgangsgruppe 1b an. Heißt: ein deutlich größeres Pensum an Lehrgängen als bisher. „Gut, dass das funktioniert hat“, meint Baer, der inzwischen seine eigene Wohnung in Berchtesgaden bezogen hat. Denn gerade aus finanzieller Sicht ist der Aufstieg aus dem 1c-Kader lukrativ. Noch in der vergangenen Saison hatte der Gmunder die komplette Ausrüstung aus eigener Tasche von seinem Gehalt als Polizist, beziehungsweise vereinzelt mit Unterstützung seines Heimatvereins, der Sportfreunde Gmund-Dürnbach, bezahlt.
Inzwischen werden ihm die Ski von einem Sponsor gestellt. „Ich kann mir den Ski aussuchen, der mir zusagt.“ Anzüge und Schuhe bekommt der 20-Jährige vom Verband gestellt. Allzu überraschend kam die Hochstufung für Baer nicht. „Das war schon wahrscheinlich. Ich bin gegen Ende der vergangenen Saison gut gesprungen.“
Als diese vorbei war, hat sich Baer wieder seiner Ausbildung bei der Polizei gewidmet und trainiert. In die Sommerbewerbe – statt auf Schnee landen die Springer auf Matten – ist der Gmunder vergleichsweise spät eingestiegen. Erst Anfang September. Im Nachhinein der richtige Schritt: „Ich hab’ sehr gut trainiert und ein paar Schritte vorwärts gemacht.“ Gearbeitet hat er vor allem am Flugsystem, um seine Sprünge weniger absprunglastig zu gestalten, und an der Anlaufgeschwindigkeit.
Und – den Ergebnissen im Sommer (siehe Kasten) nach zu urteilen – mit Erfolg. Den Beweis angetreten hat Baer unter anderem beim ersten Continental Cup in Klingenthal (Sachsen), als er als Vierter nationale Spitzenspringer wie Markus Eisenbichler und Richard Freitag hinter sich ließ und bester Deutscher wurde. Wie sehr es im Skispringen auf Kleinigkeiten ankommt, zeigte sich nur zwei Tage später – ausgerechnet in der Qualifikation zum Weltcup-Springen: Auf derselben Schanze bei denselben Bedingungen haperte es plötzlich bei der Anlaufgeschwindigkeit. Wegen nur zwei Stundenkilometern zu wenig landete der 20-Jährige auf Rang 69 und verpasste die Teilnahme. Trotzdem: „Ich bin sehr zufrieden“, sagt der Gmunder. „Ich habe meine Ziele erreicht.“
Seinen ersten Weltcup überhaupt hatte Baer bereits Anfang August absolviert – allerdings nur die Qualifikation. Und das, obwohl er noch im Vorfeld richtig gute Sprünge gezeigt hatte. „Das war echt bitter. Da sind ein bisschen die Nerven mit mir durchgegangen.“ Das Resultat: Rang 51. Der Beste der nicht Qualifizierten. Anlaufschwierigkeiten.
Ohnehin wird sich Baer, wenn nächste Woche die Winter-Saison startet, erst einmal im Continental Cup empfehlen müssen. „Ich will mich in den Top-Sechs etablieren, Podestplätze erspringen und auch mal einen gewinnen.“ Dann könnte es auch mit dem ein oder anderen Weltcup-Springen und der Tournee-Teilnahme klappen. Statt, wie im Weltcup, üblich sechs Springer, darf Deutschland zehn nominieren. Ob Baer den Sprung in den Kader schafft, entscheidet sich spätestens zwei Tage vorher beim Continental Cup in Engelberg (Schweiz). „Da werden die Startplätze ausgesprungen.“